das bienenjahr ist vorbei, letzte vorbereitungen für den winter stehen an. noch einmal füttern und kontrollieren. draussen wirds schon kühler, die tage kürzer. es blüht nun kaum mehr was, einzig einige späte sonnenblumenkulturen (aber zu weit von meinen bienen weg). und die herbstastern, beliebte zierpflanzen im garten. leute, pflanzt mehr astern! das werden dichte, blütenübersäte büsche, die bis in den oktober hinein blühen! und die bienchen freuts, auch die wilden…
smoker anwerfen, und thymolplättchen bereitstellen. ich will nämlich auch gleich mal gegen die varroa behandeln. diese kleinen milben sitzen an den bienen und saugen deren „blut“. thymol (natürlich im thymian enthalten) bekommt den milben nicht, also werden kleine schwammtuchplättchen mit thymol getränkt und in die beute gelegt. die luft reichert sich mit dem verdunstenden thymol an, und die varroen fallen ab. so die theorie.
aber als ich zu den bienen komme, trifft mich pure ernüchterung. ich beginne am kleinen volk, dem schwarm, doch irgendetwas ist eigenartig: kaum bienen vor dem flugloch, auf klopfen an der beute gibt es keine reaktion (normalerweise brummt das volk kurz auf). als ich den deckel abhebe, sehe ich, dass das futter von zuletzt nicht angerührt wurde. alles noch da. mir schwant böses…
futterzarge runtergehoben, aber auch im honigraum sind keine bienen, die wachsmittelwände ebenfalls nahezu unberührt. bleibt nur noch den brutraum zu durchsuchen, aber es sieht nicht gut aus. hier tut sich nichts, niemand will hier den stock verteidigen…ich ziehe ein rähmchen nach dem anderen: schwer, gefüllt mit honig/futter, teils verdeckelt. keine brut. keine bienen, vereinzelt sitzt hier und dort mal eine und nuckelt am honig. ist vielleicht die königin verschwunden? gestorben? ermordet? hab ich was übersehen?
auf den letzten drei waben schließlich sind dann doch noch ein paar bienen. aber insgesamt viel zu wenig, vielleicht eine hand voll… brut ist vereinzelt dann doch noch zu finden, verdeckelt und jüngere rollmaden. also die königin muss noch irgendwo sein, oder zumindest war sie bis vor ein paar tagen noch da. aber ich kann sie nicht finden… ich fühle mich leer. weiß nicht, ob ich heulen soll, oder schreien. was ist da bloß geschehen?
diese wenigen letzten bienen räuchere ich nochmal kräftig ein, damit sie sich mit honig vollstopfen, und kehre sie vor die beute des zweiten volkes. dort können sie sich mit dem honig im bauch einbetteln. das volk ist aufgelöst. die vollen honigwaben spendiere ich ebenfalls dem zweiten volk, soll wenigstens nicht alles umsonst gewesen sein. einige vermurkste waben schneide ich aus, ich werde daraus später den honig ernten und zurückfüttern. tja und das wars dann. rähmchen, zargen und boden grob reinigen und auf die seite stellen. da war es nur noch eines…
doch als ich den – vermeintlich bienenleeren – honigraum des schwarmvolkes nochmal kontrolliere, sehe ich sie dann doch: die königin. scheinbar ist sie unbemerkt in den honigraum geflüchtet, bevor ich ihn runterheben konnte. jetzt sitze ich aber nur noch mehr in der klemme: was soll ich denn nun tun? üblicherweise wird die (schwache) königin bei volksauflösungen einfach zerdrückt. gekillt. aber schaut sie euch mal an! wer bringt sowas übers herz? ich jedenfalls nicht…
hier zusehen, ihre majestät die königin, links. zu erkennen am längeren hinterleib.
die chancen stehen schlecht. das volk war ohnehin zu klein, die meisten bienen sind am übersiedeln. naja, einen versuch ist es wert: zwei honigwaben mit restbrut in eine leere zarge gehängt, noch ein paar bienen dazugekehrt, und die königin dazu. ziemlich sicher werden sie den winter trotzdem nicht überleben. ich klammere meine hoffnung an berichte von meinem buddy-imker, der einzelne königinnen mit ein paar bienen in speziellen „begattungskästen“ überwintert hat. diese kästchen sind nur etwa halb so groß wie eine schuhschachtel… vielleicht klappts ja auch in einer normalen beute auf großen waben. ich werde noch links und rechts der zwei honigwaben je ein rähmchen mit korkplatten versehen und einbringen, um den raum einzuengen und ein wenig zu dämmen.
das andere volk ist wenigstens in ordnung. das futter ist aufgebraucht, das volk stark und aggressiv wie immer. das mit dem umtragen der honigreserven aus den vermurksten waben hat leider nicht funktioniert, auch die mittelwände wurden nicht mehr vollständig ausgebaut. dazu ists wohl einfach schon zu spät im jahr gewesen. aber die waben im brutraum sind knallvoll und schwer von futter und honig. ich gebe noch die schönen honigwaben aus dem aufgelösten volk dazu, damit ist die versorgung gesichert. die vermurksten waben werden ebenfalls später abgeerntet und der honig zurückgefüttert. thymolplättchen rein, und deckel drauf.
das resümee: ein volk aufgelöst, die königin gerettet. ich gehe nun nur mehr mit einem volk in den winter, und einer königin mit ein paar bienen. eine gute nachricht gibts auch, wenigstens: der wabenbau im brutraum des schwachen volkes war größtenteils in ordnung. schöne, gerade waben, maximal leicht gewellt. drohnenzellen außen, kleinere arbeiterinnenzellen innen, wie sichs gehört. also naturbau funktioniert, oder sagen wir: kann funktionieren. ein wenig hilfe hie und da kann das ergebnis sicher noch verbessern.
hier links ein rähmchen mit wabenbau aus dem brutraum, etwas gewellt und nicht ganz ebenmäßig, aber innerhalb des rahmens, und stabil angebaut. rechts ein teil einer honigwabe aus dem komplett vermurksten honigraum des ablegervolkes. die waben mussten aus dem kasten rausgeschnitten werden. gut zu sehen die hellen „deckel“, eine dünne wachsschicht, mit der der fertige honig in der zelle für die lagerung verschlossen wird. da die waben ja leider nicht schön in den rähmchen gebaut waren, kann ich sie nicht ausschleudern. alternativ müssen die wabenstücke zerkleinert werden, über einem sieb tropft dann der honig langsam ab, und das wachs bleibt übrig und kann eingeschmolzen werden. leider ist hier im honig relativ viel futtersirup, also leider noch kein echter honig…
und sonst bleiben viele fragen und unsicherheiten: wieso ist das schwarmvolk eingegangen? hätte ich sie nach dem einfangen eher füttern sollen? hab ich sie dann zu spät und zu viel gefüttert (honigvolle zellen verhindern eiablage)? war die königin schon alt und hat ihre legeleistung vielleicht nachgelassen? ist das volk vom stärkeren ableger zu sehr ausgeräubert worden, ohne dass ich es bemerkt hätte? hab ich vielleicht zu oft gestört? für ideen und antworten bin ich offen, darüber werde ich aber wohl noch länger brüten…
tja, da ist wohl grade der witz ein wenig raus. was soll ich noch sagen. aus fehlern lernt man. das frühjahr kommt bestimmt, und damit neue schwärme…
ach ja: und pflanzt mehr astern!
Ochje, wie schade! Tja, wüsstest Du nun, wo der Fehler lag, wenn er denn bei Dir lag- dann könntest Du daraus lernen. Das einzige was mir Anfängerin aufgefallen ist ist dieser Satz: „hätte ich sie nach dem einfangen eher füttern sollen?“
UNS wurde beigebracht: Schwarm immer gleich und dann auch im ganzen ersten Jahr stetig (zu-)füttern.
Und was die Astern angeht: da habt Ihr wieder mehr Glück als wir: bei uns in Norddeutschland gilt der Astern-Appell eher nicht: die Astern blühen bei uns gerade erst langsam auf- und kaum blühen sie, macht der allererste Frost sie meist schon wieder kaputt…. also, liebe mitlesende Nordeeutsche: hier besser Rainfarn pflanzen, der kann mehr ab und blüht bei uns um die Zeit, in der bei Euch anscheinend die Astern blühen
:-)
tja, da hast du wohl recht. meistens ist es die summe aller teile, also beim nächsten mal einfach alles besser machen :)
das mit dem füttern war wohl der gröbste fehler. am anfang hatten sie ja sehr motiviert waben gebaut, das hat mich wohl zu zuversichtlich gemacht…
schade drum, die astern sind wirklich schöne pflanzen, die bei uns manchmal bis in den november hinein blühen und so spät noch ein wenig farbe ins herbstliche grau zaubern können… aber rainfarn ist auch gut! sogar doppelt: angeblich wirkt er beruhigend auf die bienen, wenn er im smoker verraucht wird – quasi opium für das volk… muss ich mal ausprobieren, vielleicht zähmt das meine wilden ein wenig…
Wir sammeln und nutzen ihn (dafür) schon seit letztem Jahr. Riecht gut, raucht gut- aber da wir es immer wieder schaffen, daßm der smopker genau dann, wenn wir ihn bräuchten, ausgegangen ist, können wir nicht wirklich viel zur beruhigenden Wirkung sagen *gg*
Da hab ich gleich mal eine Frage:
nachdem ich von deinen Problemen und Schwierigkeiten soeben gelesen habe, bin ich noch mehr abgeschreckt von der ganzen Imkerei. Soll ich mir das wirklich antun?
Wenn es mir nicht in erster Linie um den Honig geht sondern um die Bestäubung und die Gesundheit der Tiere, dann stelle ich mir die Frage, ob es denn nicht möglich ist, Bienen einfach so zu halten, ohne reinschaun, ohne Honigernte (zumindest die ersten Jahre)…. einfach eine Behausung bauen und gut sein lassen. Sie können dann bauen und schwärmen wie sie wollen.
Jetzt gleich noch eine Frage:
Wenn die Bienen schwärmen und es stünde gleich eine neue Beute bereit, wird diese dann angenommen?
Warum ist ein Schwarm Bienen eigentlich immer an einem Baum? Wäre das nicht das natürliche Umfeld der Bienen? Übersiehen die meist gierigen Imker da was?
Sicher werden die Tiere wegen der Bequemlichkeit am Boden gehalten, aber ist für die Bienen auch so?
Fragen über Fragen!
Kann hierzu mal jemand Stellung nehmen und einem Interessierten mal eine Lehrstunde geben?
Grüße
Robert
ok, also zu allererst mal: keine angst, nur nicht abschrecken lassen. es kann überall etwas schief gehen, aber das sollte niemanden davon abhalten, es zu versuchen.
zum thema beutenwahl hab ich noch einen artikel geplant, aber zu deiner frage erst mal: die beutenart ist den bienen ziemlich egal, nimm womit du am besten arbeiten kannst.
bienen ohne pflege zu halten ist leider unmöglich: das verhindert die varroa. wenn die nicht in schach gehalten wird, vernichtet sie das volk. das ist mit ein grund dafür, dass es kaum irgendwo wilde bienenvölker gibt (wir sprechen hier nur von der staatenbildenden honigbiene). und mit der entscheidung, bienen zu halten, trägst du auch die verantwortung für sie. sie nicht zu pflegen wäre auch deswegen fahrlässig, weil du dann zur verbreitung der varroa in deiner umgebung beitragen würdest.
wenn sie schwärmen, zieht ein teil des volkes mit der alten königin aus und formiert sich an einem erhöhten punkt, nicht zwangsläufig auf einem baum, ich hatte in meiner kindheit regelmäßig schwärme am dachvorsprung über meinem zimmerfenster. flugbienen begeben sich dann auf die suche nach einer unterkunft. jede biene kommentiert ihren fund mit einem tanz, der qualität und richtung der möglichen unterkunft anzeigt. je besser der fund, desto mehr bienen stimmen in den tanz mit ein – so wird abgestimmt, die mehrheit bestimmt, und los gehts. die kriterien dafür sind für uns nicht unbedingt nachvollziehbar, es reicht also nicht, einfach eine leere beute daneben hinzustellen.
damit ist ein baum auch nicht das natürliche umfeld, weil der per se mal nicht hohl ist. findet der schwarm kein passendes zuhause, kanns vorkommen, dass die bienen an ort und stelle am baum beginnen, waben zu bauen. da aber im freien die „betriebstemperatur“ des volkes schlechter zu halten ist, überleben sie in unseren breiten den winter nicht (zumindest hab ich noch nicht davon gehört). außerdem sind sie feinden schutzlos ausgesetzt.
was natürlichkeit betrifft, wie gesagt, das wird ein eigener artikel, aber zu deiner letzten frage noch soviel: im netz hab ich mal ein video gesehen, von einem volk, das unter den holzdielen einer terasse genistet hat: am boden, zwischen den sparren.
ich würde dir am ehesten die top bar hive empfehlen. von dem was ich bis jetzt weiß, ist das die extensivste haltungsform. weniger materialaufwand als bei magazinbeuten, selbstbau der beuten ist möglich, die bienen können ihre waben selbst bauen. du lässt ihnen (blüten)honig zum überwintern, kannst überschüsse ernten, und kriegst noch sauberes bienenwachs dazu.
willst du die tiere nur wegen der bestäubung, dann solltest du eher wildbienen anlocken, und nützlingshotels bauen. honigbienen zu halten bedeutet, sich damit zu beschäftigen. imkerei ist immer arbeit, zumindets ein wenig, genauso wie gemüsegärtnerei…
ich hoffe ich konnte dir einige fragen beantworten… das thema ist durchaus komplex, aber ich sag mal, jetzt kommt der winter, da hast du noch genug zeit, dich zu informieren. vor april gehts eh nicht los. lies alles, was du darüber in die finger kriegen kannst, das sagen auch die „alten hasen“. bücher, blogs, erfahrungsberichte, videos… und irgendwann wirst du die richtige entschiedung treffen. selbst wenn du dich dagegen entscheidest – es müssen ja auch nicht alle bienen halten…
ligru max
Herzlichen Dank für deine umfangreiche Ausführung!
Bezüglich extensives Bienenhalten wird von der LWG in Veitshöchheim auch die Top Bar Hive empfohlen!
Jetzt bin ich zumindest wieder ein kleines Stückchen weiter. DANKE!